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Genauer: Compiz
Gesehen in Finale der dritten Staffel „In den Händen der Borg“

Es gibt wirklich eine Menge Gründe, die dagegen sprechen, Perry-Rhodan-Hefte zu kaufen.

Im Zeitschriftenladen findet man sie in unmittelbarer Nähe zu „Der Landser“, „Dr. Norden“ und „Der Bergdoktor“ und dann ist da noch die gemeine Verkäuferin, deren leicht verächtlicher Blick dem geneigten Käufer ein „Nerd“, „Groschenroman-Leser“ oder gar „Eskapist“ entgegen schreit.

Und die Tatsache, dass Perry Rhodan im Jahr 1463 neuer galaktischer Zeitrechnung (also 5050 n. Chr.) spielt, wirft beim einen oder anderen die Frage auf, ob das überhaupt noch „gute“ Science-Fiction sei – eine mit Bezug zum Hier und Jetzt, eine aktuelle Missstände thematisierende und pointierende?

Aber es gibt auch wieder Gründe, die dafür sprechen. Gerade jetzt.

Vor einer Woche hat mit Band 2500 ein neuer Zyklus begonnen. Ein Zyklus im „Perryversum“ ist ein neuer Handlungsbogen. Das erste Heft eines solchen Zyklus‘ hat etwa den doppelten Umfang wie ein reguläres (knapp 60 Seiten) und ermöglicht den Einstieg auch ohne Vorwissen. In der Regel dauert ein solcher Zyklus 50 Hefte, also etwa ein Jahr.

Der aktuelle Zyklus beginnt mit einem riesigen Teleporter. (Ich bin begeistert.) Dieser teleportiert nicht nur von Beta- zu Gamma-Quadrant wie z.B. bei „Star Trek – Deep Space Nine“ das Wurmloch, sondern von Galaxie zu Galaxie. (Mir stockt noch immer der Atem, wenn ich darüber nachdenke.) Dieser Transporter wurde vor rund 80 Jahren in den Ringen des Saturns entdeckt. In dieser Zeit konnten auch die besten Wissenschaftler Terras die Technik des Geräts nicht verstehen – geschweige denn es in Betrieb nehmen. (Ich bin beruhigt. Ich habe mit meinem Teleporter im Wohnzimmer auch noch Schwierigkeiten.) Doch nach und nach erwacht das riesige Device zum Leben und nur wenig später teleportieren sich Horden von Darturka nicht nur auf den Plan sondern auch in die Nähe Terras. (Das lässt auch Erdenbewohner in einer parallelen Zeitebene eine gewisse Problematik erkennen.) Und diese Darturka sind auch nur das Fußvolk (moderner: Klonsoldaten) der durchtriebenen Frequenz-Monarchie. Perry Rhodan geht eine Allianz mit den Halbspur-Changeuren ein, und das nicht nur um die Vernichtung der Erde zu verhindern – die komplette Handlung steht in der Perrypedia. (Sehr episch, komplex und sowohl räumlich als auch zeitlich so groß dimensioniert, wie ich es mir bei Star Trek nie zu träumen gewagt hatte.)

Angenehm am „Perryversum“ ist auch, dass man den beschriebenen Technologien und Interfaces die gut drei Jahrtausende Entwicklungszeit gerne abnimmt. Teilweise hat das damit zu tun, dass die textliche Beschreibung einer Mensch-Maschine-Schnittstelle dem Leser sehr viel mehr Raum für eigene Interpretationen und gedankliche Interpolation lässt, als es die zwar visionären aber doch im technischen Hier und Jetzt gefangenen LCARS-Animationen tun; aber es gibt auch schlicht Paradestücke, von denen man nur begeistert sein kann. Beispiel „Nathan“. Nathan ist ein Riesencomputer mit künstlicher Intelligenz, genannt Positronik. Diese Positronik steuert quasi alles – von den Andockmanövern großer Frachter und den Raumanzügen der Helden bis hin zu Kampfrobotern. Nathan entscheidet welche Gefechtssituation ausweglos ist, zeigt manchen Soldaten Fluchtwege in ihren Displays, andere schickt er in den Tod. Damit entscheidet eine Maschine über Leben und Tod und das wird in einem Nebensatz erwähnt. Erfrischend ist, dass man sich im „Perryversum“ weniger der moralische Auslotung und Bewertung solcher Technologien hingibt, sondern diese hauptsächlich dazu benutzt, den „Sense of Wonder“ zu erhöhen. (Wirklich großartig ist, dass sich Nathan auf dem Mond befindet.)

Der übernächste Band (2503) wird von Andreas Eschbach geschrieben, dem zwar der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, nicht aber Millionen von Lesern und Fernsehzuschauern unbekannte Autor, aus dessen Feder z.B. „Das Jesus-Video“ und „Eine Billion Dollar“ stammen. Another franchise lives on.

Einen guten Überblick über das Universum Perry Rhodans bietet Chaosradio, Folge 35. Tim Pritlove interviewt den Grafiker Gregor Sedlag, der nicht nur ein großer Fan der Serie ist, sondern auch selbst Risszeichnungen zum Franchise beigesteuert hat.

„Star Trek“ befindet sich auf Platz 99 in der Internet Movie Database (Stand 7. Juli). Noch möchte man fast sagen, wirft man einen Blick auf die Klassiker und Meisterwerke, die dem Film dort Gesellschaft leisten. Da gibt es beispielweise „Full Metal Jacket“ (Platz 92), „Zurück in die Zukunft“ (Platz 95), „Sin City“ (Platz 98), Batman Begins (Platz 106), Jaws (Platz 107) und Blade Runner (Platz 113).

Für die wohl zweigeteilteste Analyse des Vietnamkriegs „Full Metal Jacket“ zeichnet sich immerhin Stanley Kubrick verantwortlich.

„Sin City“ ist eigentlich ein Meisterwerk als sog. Graphic Novel. Dessen Aura strahlt immerhin noch dermaßen auf den Film aus, dass sich eine ganze Reihe an Adaptionen anderer sog. Graphic Novels daran anschloss.

Was aber wirklich erstaunt ist die Tatsache, dass „Star Trek“ den Klassiker der dystopisch-urbanen Science-Fiction, Ridley Scotts so oft kopiertes und doch nie erreichtes Meisterwerk hinter sich lassen konnte.

Mal sehen wie lange.

James T. Kirk lernt Christopher Pike in einer Kneipe kennen. Wir erinnern uns: er hatte im inzwischen nicht mehr ganz so neuen Star-Trek-Film mit übereifrigen Sicherheitskadetten eine Saalschlacht entfesselt. Auftritt Pike. Ein Pfiff und ob seiner Autorität als Captain der Sternenflotte findet die Keilerei ein jähes Ende. Kirk wird spontan mit blutender Nase ins Gewissen geredet. Dieser merkt, dass es sich in einem Coming-Of-Age-Film befindet, fährt mit seinem Motorrad erst den Bau der Enterprise begutachten und sich dann in der Sternenflotte einschreiben. So weit, so gut. Und so glatt und geschliffen die Narration.

Kirk vor Pixeln in Iowa

Doch was ist mit den Pixeln im Hintergrund – genauer: den Pixeln der Projektion, die auch nach dem Ende der Feier in besagter Kneipe weiterläuft. Man sieht sie besonders deutlich während des in klassischem Schuß-Gegenschuß aufgenommenen Gesprächs von Kirk und Pike (hinter Kirk). Übrigens auch schon im Trailer kurz nach 13 Sekunden.

Pixel? Im immerhin 23. Jahrhundert?

Der Film suggeriert demnach, dass der Pixel als solches eine so bahnbrechende und unumstößliche Darstellungsform des Digitalen ist, dass sich diese in den nächsten zwei Jahrhunderten nicht grundlegend verändern wird. Keine Veränderung, keine Neuerung, Pixel bis ans Ende der Zeiten?

Man könnte natürlich auch einwenden, der Film sei ein Kind der Jahre 2008 und 2009. Demnach bediene er sich der zu diesem Zeitpunkt aktuellen Tricktechnik. Und projiziere er nur aktuelle technologische Entwicklungen aus dem Kenntnisstand der Zeit heraus in die Zukunft und sei demnach stets im Hier und Jetzt verfangen.

Oder er nutze das „Retrofitting“, ein Stilmittel zur Erzeugung von Glaubwürdigkeit und Tiefe bei Science-Fiction-Filmen; z.B. durch, in der realen Jetztzeit hyper-moderne aber in der Filmzukunft veraltete und deswegen verrostete, Requisiten und heruntergekommene Architektur (erfunden für Blade Runner).

Jede der drei Deutungen allein wird „Star Trek“ nicht gerecht. Es ist schließlich ein riesiges „Expanded Universe“. Ein Media-Franchise, dessen Glaubwürdigkeit und Konsistenz durch unzählige Handlungsstränge in Romanen, Computerspielen und diverse andere nicht in den eigentlichen Fernsehserien behandelte Geschichten erweitert wird – aber auch ein Universum, das vor allem durch die Fantasie jedes einzelnen Fans trotz sich ergebender Unstimmigkeiten zusammengehalten wird.

Im Falle der Pixel im 23. Jahrhundert geht das z.B. so:

Wir befinden uns in Iowa der Zukunft. Obwohl sich der Bundesstaat in den letzten 200 Jahren prächtig entwickelt hat, es inzwischen immer weniger Landwirtschaft gibt, sich immer mehr Hochtechnologie niedergelassen hat (die Sternenflotte hat sich nach einigem Hin und Her dafür entschieden, ihr modernstes Raumschiff dort zu bauen), ist die hauptsächlich dörfliche bis kleinstädtische Struktur des Staates geblieben. Von der Mentalität ganz zu schweigen.

Die sich nun im Rahmen einer Exkursion dort aufhaltenden Studenten aus San Francisco sind gelangweilt. Schon nach einigen Tagen vermissen sie nicht nur den weitläufigen Campus der Sternenflottenakademie sondern auch das dortige Nachleben.

Die zwei Söhne eines in der Nähe der Schiffswerft ansässigen Farmers erkennen ihre Chance. Die beiden wissen, was die jungen Leute wollen. Sie funktionieren kurzerhand einen Schuppen zur Kneipe um. Manches zimmern sie selbst, viel replizieren sie schwarz. Nach zwei Tagen ist alles fertig und sie bestaunen eine Werk: Tische, Stühle, Bar, Billiardtisch … insgesamt vier Räume, zwei Tanzflächen. Und die Neueröffnung spricht sich schnell herum. Doch etwas fehlt. Die Wände wirken kahl und trotz der modernen Inneneinrichtung aus dem Replikator kann das Etablissement seine Dörflichkeit nicht verbergen.

Da fallen dem einen der Brüder plötzlich die Projektoren des Großvaters ein. Weiß Gott wofür die früher verwendet wurden. Aber sie verpassen der Kneipe schließlich einen ansprechenden und individuellen Look, immerhin ist „retro“ gerade mal wieder angesagt, besonders in San Francisco.

Pixel im 23. Jahrhundert? Wieso nicht? Das Universum ist gerettet.

Roddenberry war visionär. Und so wie die wirklichen Fans jetzt über J. J. Abrams schimpfen, dauert es sicher nicht lange bis sich viele wieder den guten Rick Berman zurück wünschen.

Berman war immerhin Roddenberry’s „Ziehsohn“. Blühte die Next Generation nicht unter ihm so richtig auf? Brachte er sie nicht gediegen auf die große Leinwand? Deep Space Nine war einfach geil, Voyager wenigstens konsequent im Kosmos verankert und hatte Berman nicht auch Enterprise mit der Prequel-Idee auf den richtigen Kurs zu bringen versucht. Doch, stimmt alles. Guter Mann. Eben.

Genug mit den Anfeindungen im Franchise! Eigentlich muß man Herrn Berman nur Nemesis verzeihen und schon ist wieder alles gut. An Nemesis war letztendlich auch nur Brent Spiner schuld. Schauspieler sollten einfach nicht an der Story beteiligt sein, wie man schon seit Star Trek V weiß … da war Berman nicht beteiligt. Eben. Guter Mann.

Rick, come back!

P.S. Weder IMDB, noch Wikipedia, noch Memeory Alpha wissen, was der gute Mann jetzt macht. Someone?

Verrisse
Peter Mühlbauer in Telepolis: Erdbeeren mit Curry-Ketchup
Thomas Höhl in seinem Blog: Star Trek ist tot, Jim!

Positive Kritiken
Claudia Kern in ihrem Blog: Der Weltraum …
Bernd Musa für Die Zeit: Vom Bub zum Captain
Fritz Göttler für die Süddeutsche: Ich bin nicht Dein Vater 🙂
David Kleingers in SPON: Die beste Pyjama-Party im All
Ronald Bluhm in der Welt: Star Trek im Jungbrunnen
Christian Henning in Bild: Kirk, Spock und Co. über Aliens und mehr
Felicitas Kleiner für den Film-Dienst: Originelle inszenatorische Details

Weitere Rezensionen sammelt Karsten Schramm in seinem Doena Journal.

Gestern habe ich im Cinemaxx am Potsdamer Platz den neuen Film von J. J. Abrams verfolgt. Meiner Meinung nach war das der beste Film der Serie überhaupt. Bevor ich meine ausführliche Rezension zu „Star Trek“ veröffentliche, erst einmal die lesenswertesten anderen Kritiken:

Werner Buch kommt in der Rezension des anspruchsvollen und immer wieder typografisch äußerst angenehm gestalteten Filmmagazins Schnitt zu folgendem Schluss:

„Den Mut und die Unverfrorenheit Abrams, kräftig am Mythos Raumschiff Enterprise zu rütteln, um zu sehen, welche nutzbaren Teile herunterfallen, und diese dann so gekonnt zu einem allgemeinverdaulichen Blockbuster-Hit zu montieren, kann man gar nicht genug wertschätzen.“

Auch Jenni Zylka von der linksalternativen und kürzlich neu gestalteten taz hat der Film gefallen. So reit sich ihre Rezension in den stets lesenswerten Kulturteil der Zeitung ein und „Star Trek“ gelingt es nach Meinung der Autorin im Gegensatz zu manchem blutleeren Prequel,

„die Nebenfiguren […] als humorvolle Sidekicks elegant ins Gruppenbild zu integrieren, seine Helden sympathisch zu halten und den ganzen Trekkie-Kladderadatsch weder vor den Kopf zu stoßen, noch niveaugewohntere Science-Fiction-Fans zu langweilen.“

Kirstin vom Berliner Trekdinner ist Star-Trek-Fan durch und durch und fand den neuen Film, der nicht primär für die Fans gemacht worden ist, trotzdem „großartig“.

Während der letzten Tage habe ich mich 439 Seiten lang mit den 40 Jahren von Star Trek befasst. Das Buch „Dies sind die Abenteuer“ von Thomas Höhl und Mike Hillenbrand zum großen Jubiläum der Serie aus dem Jahr 2006 berichtet in 40 Kapiteln über Filme, Serien und Darsteller von Star Trek. Und nicht zuletzt über den Stand der Dinge im Franchise.

Man merkt sofort: die Autoren sind Kenner der Materie. Als geübte Autoren vermitteln sie dem Leser Einblicke in das Leben des Star Trek Schöpfers Gene Roddenberry, berichten vom Kampf um den größeren Wohnwagen von William Shatner und Leonard Nemoy während der Dreharbeiten zur klassischen Serie, amüsieren sich darüber warum ein französischer Captain (Picard) einen britischen Akzent pflegt und klären den verdutzten Leser über die Existenz einer achten Staffel Deep Space Nine in Buchform auf. Die Autoren thematisieren zwar die Schwächen der Serien „Voyager“ und „Enterprise“, berichten aber nicht weniger begeistert und begeisternd von der Rückkehr der Voyager auf die Erde und dem Xindi-Handlungsbogen in der letzten Staffel von „Enterprise“.

Die Autoren sind selbst Fans und so schreiben sie nicht die x-te Chronologie zum Franchise sondern rücken die ihrer Meinung nach wichtigste Person von Star Trek in den Fokus – den Fan selbst. Das Buch ist durchzogen mit Zitaten und Kommentaren der Anhänger sondern die Autoren legen auch einen Schwerpunt auf die Conventions, die Schnittstelle zwischen Schauspielern und Medienschaffenden.

Am Ende bleibt ein amüsiertes Gefühl. Ich fühle mich wieder auf den aktuellen Stand der Dinge gebracht. Ich bin wieder Fan, gebe mich der Faszination eines fiktiven Universums hin und bin auch bereit, Fanartikel zu kaufen, um so einen Teil zum Fortbestand der Marke „Star Trek“ zu leisten.

Z.B. werde ich

  • mich auf die Suche nach einem Komplett-Set an Deep-Space-Nine-DVDs machen,
  • vielleicht auf der nächsten FedCon vorbei schauen,
  • ziemlich sicher ein Trekdinner besuchen,
  • mir mindestens das Buch „Der Abgrund“ aus der 8. Staffel Deep Space Nine kaufen,
  • die einst verschmähte letzte Staffel von Deep Space Nine anschauen
  • und das tun was alle Trekkies tun: mich auf den neuen Film freuen und hoffen, dass J. J. Abrams nicht nur einen guten Film abliefert und Start Trek wieder Leben einzuhauchen versteht, sondern auch jedem Fan wieder etwas Stolz zurück geben vermag.
  •  

    P.S. Das Buch hat außergewöhnlich wenig Rechtschreibfehler. Ich habe nur die zwei folgenden gefunden:

    1. S. 220: „wir schreiben das Jahr 1991s“
    2. S. 226: „und Bajor würde kein Mitglied der Föderation werden“

     

    Thomas Höhl und Mike Hillebrand: „Dies sind die Abenteuer – 40 Jahre Star Trek“, 2. Auflage 2007, 439 Seiten, Heel Verlag Königswinter

    Blog von Thomas Höhl
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Ich befinde mch auf dem Weg, wieder ein Star-Trek-Fan zu werden.
Dieses Blog dokumentiert den Weg dorthin.

Viel Spaß beim Lesen,
Jay P.